Traditionalle Automobil‑Hersteller setzen verstärkt auf Technologielieferungen und Plattformen aus China – um Kosten zu senken und Entwicklungszeiten zu verkürzen. Aber was bedeutet das für Qualität, Markenidentität und Unabhängigkeit in Deutschland?
Ein neuer Trend prägt aktuell die Automobilindustrie: Europäische und internationale Hersteller nutzen Technologie, Plattformen und Komponenten aus China, um schneller und kosteneffizienter eigene Elektroautos zu entwickeln. Der Ansatz wird als „China Inside“ bezeichnet – nach dem Vorbild früherer Halbleiter‑Modelle, in denen etwa Intel als Zulieferer hinter vielen Marken stand.
Beispielhaft ist Audi: Mit dem Zeekr 001 als Referenz startete Audi das E5 Sportback‑Modell, dessen Entwicklung maßgeblich auf Technologiepartnerschaften mit SAIC basiert. Auch Toyota, VW, Renault und Ford setzen in verschiedenen Projekten zunehmend auf Komponenten oder Plattformen chinesischer Hersteller wie Xpeng, GAC und Dongfeng.

Der Zeekr 001
Bild-Quelle: Zeekr
Faktoren, die „China Inside“ möglich machen
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Sehr starke Stückzahlen in China und damit günstige Skaleneffekte
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Schnellere Innovationszyklen, besonders bei Software und Plattformarchitektur
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Staatliche Förderung & klare politische Rahmenbedingungen gegenüber unsichereren Kostenbedingungen in anderen Regionen
Vorteile & Herausforderungen
Vorteile für OEMs und Zulieferer:
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Kostenreduktion in Entwicklung & Produktion
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Kürzere Time‑to‑Market durch bewährte Module oder Plattformen
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Möglichkeit, von der in China bestehenden Infrastruktur und Erfahrung zu profitieren (z. B. Ladeinfrastruktur, Batterietechnik)
Risiken:
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Verlust von Differenzierungsmerkmalen: Wenn viele Marken dieselbe Plattform oder dieselbe Softwarebasis nutzen, schrumpft das Alleinstellungsmerkmal.
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Abhängigkeit von chinesischen Zulieferern − in Lieferkette, Technologie & Regulierung.
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Qualität & Sicherheitsstandards: Deutsche Märkte haben hohe Anforderungen – nicht alle chinesischen Lösungen erfüllen diese sofort, Anpassungen sind nötig.
Spezifisch für Deutschland
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für deutsche Marken wie VW, Audi, Mercedes & Zulieferer: klare Strategie nötig, wie viel Technologie von außen bezogen werden kann, ohne Markenkern zu verwässern
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mögliche Partnerschaften mit chinesischen Plattform‑ und Komponentenanbietern („Co‑Development“) prüfen, besonders bei Software und digitalen Assistenzsystemen
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Aufmerksamkeit beim Regulierungsumfeld: Normen für Sicherheit, Datenschutz, Softwareupdates etc. werden in der EU & Deutschland immer strenger – chinesische Partner müssen diese Standards von Beginn an mitbringen