
Eine Akkuwechsel-Station von CATL
Bild-Quelle: CATL
Schneller Akkuwechsel statt Schnellladen
Während viele Hersteller auf High-Power-Charging setzen, verfolgt CATL einen parallelen Ansatz:
Die Batterie wird nicht geladen, sondern in wenigen Minuten vollständig ausgetauscht. Nio hat das Konzept bereits erfolgreich skaliert, nun steigt CATL massiv ein.
Aktuelle Pläne
Bis Ende 2025 sollen 1.000 Swap-Stationen stehen, bis 2028 sogar 10.000. Ziel ist, Akkuwechsel zu einer echten Alternative zum Schnellladen zu machen – besonders in Städten und Ballungsräumen, wo Ladeplätze knapp sind.
Chancen für Europa
In Europa könnte Batterie-Swapping vor allem für Flotten, Taxis und Lieferdienste interessant werden. Noch fehlt die Infrastruktur, doch erste Pilotprojekte sind denkbar. Sollten chinesische Hersteller das System auch hier etablieren, könnte das Ladeverhalten grundlegend verändert werden.
Marktstellung: CATL dominiert global
Contemporary Amperex Technology Limited (CATL) ist seit Jahren Marktführer bei Lithium-Ionen-Batterien. Mehr als ein Drittel aller weltweit verbauten EV-Batterien stammen aus den chinesischen Werken. Dank seiner hohen Produktionskapazität, skalierbaren Zelltechnologien (LFP, NMC, Qilin) und Investitionen in Forschung und Entwicklung hat sich CATL nicht nur im Heimatmarkt, sondern auch bei europäischen OEMs unverzichtbar gemacht.
Für 2025 rechnet CATL damit, seine Lieferkapazität von über 400 GWh weiter auszubauen – was einer Jahresproduktion für mehrere Millionen Elektrofahrzeuge entspricht.
Batterie-Swapping: Mehr als eine Nischenlösung
Während in Europa vor allem das Schnellladenetz im Mittelpunkt steht, setzt CATL in China auf ein paralleles Konzept: Akkuwechsel in Minuten. Fahrer fahren eine Swap-Station an, der leere Akku wird automatisch ausgebaut und durch einen vollen ersetzt.
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Zeitvorteil: Der Tausch dauert meist weniger als 3 Minuten – schneller als ein Tankstopp.
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Planungsvorteil: Keine Abhängigkeit von Ladeleistung und Thermomanagement.
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Wirtschaftsvorteil: Besonders attraktiv für Flotten (Taxi, Lieferdienste), die kaum Standzeiten haben dürfen.
CATL plant, die Zahl seiner Swap-Stationen bis 2028 auf 10.000 weltweit auszubauen. Derzeit konzentriert sich das Netz auf China, doch Pilotprojekte in Europa sind in Vorbereitung.
Kooperationen und Partnernetzwerk
CATL ist mit über 100 Industriepartnern im Swap-Ökosystem vernetzt – darunter Automobilhersteller, Infrastruktur- und Energieunternehmen. Nio gilt als Vorreiter, doch CATL öffnet sein System herstellerübergreifend. Ziel ist ein standardisiertes Wechsel-Ökosystem, das nicht an einzelne Marken gebunden ist.
Dieses offene Modell könnte auch in Europa den Durchbruch bringen: Carsharing-Betreiber, Logistikfirmen und Taxiflotten hätten ein massives Interesse an einer Technologie, die Reichweitenangst eliminiert und Betriebskosten kalkulierbarer macht.
Europa-Perspektive: Chancen und Hürden
CATL baut seine Präsenz in Europa kontinuierlich aus – Werke in Deutschland und Ungarn, Lieferverträge mit BMW, Mercedes, VW. Damit sind die Grundlagen gelegt, auch Swap-Stationen in Europa zu etablieren.
Herausforderungen:
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Hohe Investitionskosten für die Infrastruktur.
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Unterschiedliche Fahrzeugplattformen und Batterieformate in Europa.
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Akzeptanz bei Privatkunden, die bislang Schnellladen gewohnt sind.
Langfristig könnte sich Swapping vor allem im kommerziellen Einsatz durchsetzen. Für Endkunden bleibt es ein Zusatzangebot, das den Markt differenziert.
Technologie: Qilin- und Shenxing-Zellen
CATL nutzt seine neuesten Zellgenerationen (Qilin, Shenxing) auch für das Swapping. Diese Zellen sind so konzipiert, dass sie:
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besonders langlebig sind (mehr Ladezyklen ohne Degradation),
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schnell geladen werden können, falls kein Swap erfolgt,
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modular in Packs integriert werden können.
Die Kombination aus Swapfähigkeit und Schnellladefähigkeit macht CATL-Batterien doppelt flexibel – ein Wettbewerbsvorteil gegenüber reinen Schnelllade-Strategien.
Fazit
CATL ist nicht nur Zulieferer, sondern zunehmend Systemgestalter. Mit Batterie-Swapping greift der Konzern in ein Feld ein, das in Europa bisher unterentwickelt ist – mit Potenzial, ganze Geschäftsmodelle in Mobilität und Logistik zu verändern. Für deutsche Hersteller bedeutet das: CATL bleibt nicht nur Partner für Zellen, sondern könnte auch die Ladeinfrastruktur mitbestimmen.