Premiere für NIOs Infrastruktur: Erstmals laufen Dritt-Markenanzeigen an Akku-Tauschstationen. Zum Start sind 32 Standorte dabei, das landesweite Netz zählt 3.555 Stationen. Was bedeutet das für Reichweite, Wirtschaftlichkeit und Nutzererlebnis?
NIO testet Markenwerbung an 32 Akku-Tauschstationen, Netzwerk umfasst 3.555 Standorte.
NIO geht neue Wege in der Monetarisierung seiner Akku-Tauschstationen und startet einen Test mit Markenwerbung: An 32 Standorten zeigen Außen- und Innen-Displays ab sofort Coca-Cola-Kampagnen. Für NIO ist das ein doppelter Testballon: Einerseits lassen sich zusätzliche Erlösquellen erschließen, andererseits wird das Nutzererlebnis im Wartefenster von Ein- und Ausfahrt gezielt bespielt.
Das Timing ist kein Zufall. NIOs Wechselnetz ist mit 3.555 Stationen landesweit ausgebaut und hat inzwischen deutlich über 90 Millionen Wechselvorgänge abgewickelt. Die hohe Frequenz — insbesondere an Korridoren und Autobahnen — bietet kontaktstarke Werbeflächen, die in Echtzeit programmatisch gesteuert werden können (Tageszeit, Standort, Fahrgastprofil).
Für Fahrer*innen bleibt der Kernnutzen unverändert: schneller Energie-„Refill“ statt Laden. Die Kommerzialisierungsebene könnte die Gesamtbetriebskosten der Infrastruktur senken, Investitionen in Upgrades (zusätzliche Roboter, größere Batteriepuffer, Wetterhärtung) beschleunigen und potenziell dynamische Preise für Wechselkunden ermöglichen.
Spannend ist die Perspektive für Europa: Sollten Wechselstationen perspektivisch auch in ausgewählten DACH-Korridoren entstehen, ließe sich das Business Case über Werbe- und Servicepartner stützen — gerade an hochfrequentierten Routen und urbanen Ringen.
Offen bleibt, wie NIO Werberichtlinien gestaltet: Frequenz, Lautstärke, Relevanz, Opt-out-Mechanismen und Sicherheitspriorität (Anzeige-Mute während An-/Abfahrt) sind entscheidend für Akzeptanz. Ebenso wichtig ist Transparenz: Wird ein Teil der Werbeerlöse in günstigere Tarife oder besseren Service reinvestiert?
Unterm Strich ist der Kampagnenstart ein Hinweis, dass E-Mobilitäts-Infrastruktur nicht nur Energiedienstleistung ist, sondern Medienfläche werden kann — mit Potenzial für Treueprogramme, Co-Branding-Stationen und lokale Kooperationen (Gastro, Handel, Events). Für Nutzer zählt am Ende: reibungslose Abläufe, zuverlässige Stationen und keine Ablenkung in sicherheitskritischen Phasen.