Xiaomi muss bei über 115.000 SU7 Elektro‑Modellen ein Level‑2 Assistenzsystem via OTA aktualisieren. Für Deutschland wichtig: Sicherheitsnormen, Sensor‑Zuverlässigkeit & Firmware‑Verantwortlichkeit.

Xiaomi, eines der aufstrebenden EV‑Unternehmen in China, hat einen Rückruf angekündigt: Betroffen sind über 116.000 SU7‑Fahrzeuge, die zwischen Februar 2024 und August 2025 produziert wurden. Ursache ist ein Softwareproblem im Level‑2 Highway Pilot Assistenzsystem, das in speziellen Extremsituationen unzureichende Warnhinweise gibt oder nicht wie vorgesehen reagiert, wenn der Fahrer wieder übernehmen muss.

Die zuständige Regulierungsbehörde in China verlangt, dass Xiaomi per Over‑The‑Air‑Update das System verbessert. Dazu gehört unter anderem das frühere und klarere Warnen des Fahrers, möglicherweise auch das automatische Abschalten von Assistenzfunktionen, wenn keine Reaktion erfolgt. Dies erfolgt in einem regulativen Umfeld, in dem China gerade Entwürfe für neue Sicherheitsbestimmungen bei Level‑2 Assistenzsystemen vorbereitet, mit Wirkung ab 2027.

Xiaomi SU7 Innenraum

Xiaomi hat offiziell einen Rückruf von 116.887 SU7 Standard‑Modellen bekanntgegeben, die zwischen Februar 2024 und August 2025 produziert wurden.
Grund sind Mängel im Level‑2 Fahrassistenzsystem (Highway Pilot): In extremen Situationen könnten Warnsignale zu schwach sein oder das System nicht wie erwartet reagieren.
Bild-Quelle: Xiaomi

Für den deutschen Markt sind insbesondere drei Aspekte von Bedeutung:

  1. Normen & Kunden­erwartungen: Deutschland hat hohe Anforderungen an Fahrerassistenzsysteme. Wer heute Software und Sensorik entwickeln will, muss Sicherheits‑, Warn‑ und Rückfallmechanismen (Fail‑Safe) berücksichtigen. Wenn ein Fahrzeugmodell wie die SU7 in Deutschland verkauft wird oder werden soll, müssen vergleichbare oder höhere Standards eingehalten werden.

  2. Sensor‑Zuverlässigkeit & Kalibrierung: Assistenzfunktionen hängen stark von Sensoren (Kameras, Radar, ggf. Lidar), deren Daten und Softwarealgorithmen ab. Fehler bei Sensordaten (Verzögerung, schlechte Situational Awareness, bei Dunkelheit, Regen, Blendlicht etc.) können Assistenzsysteme gefährden. Qualität der Sensorik, Firmware Updates und umfassende Tests – all das wird in Deutschland streng geprüft.

  3. Firmware / Software‑Entwicklung & OTA Sicherheit: Die Fähigkeit, über OTA Updates Sicherheitspatches einzuspielen, ist wichtig – aber auch die Verantwortung und Nachverfolgbarkeit solcher Updates. Für deutsche Hersteller & Zulieferer heißt das: Entwicklungsprozesse so gestalten, dass sie vollständige Rückverfolgbarkeit haben, Change Management dokumentiert ist, Tests auf Sicherheit & Robustheit.

Die Regierung in China hat einen neuen Entwurf für Sicherheitsvorschriften (Draft Safety Rules) für Fahrerassistenzsysteme der Stufe Level‑2 veröffentlicht. Diese sollen spätestens 2027 geltend sein. Zu den Schlüsselelementen der Regeln gehören:

  • Automatische Erkennung wenn der Fahrer Warnungen nicht beachtet (z. B. visuelle oder auditive Signale),

  • Deaktivierung oder Überführung in einen sicheren Modus, wenn die Warnungen ignoriert werden,

  • Beschränkung von Aussagen in Werbung („autonomes Fahren“, „Smart Driving“), um Verbrauchertäuschung zu vermeiden.

Der Hintergrund: Mehrere Unfälle mit Fahrzeugen, darunter der SU7 von Xiaomi, haben gezeigt, dass Fahrerassistenz nicht gleich Autonomie ist. Systeme können Warnungen ausgeben, doch wenn der Fahrer nicht eingreift oder in Stresssituationen unterversorgt war, eskaliert das Risiko. China reagiert, nachdem Medien und öffentliche Sicherheit zunehmend Druck gemacht haben.

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